Aus Freude am Fahren

Youngtimer-Rallye startet erstmals von Offenburg aus. 

Badische Zeitung, 4.6.2019

 

OFFENBURG. Lasse Opstelten und Jörg Dietz haben bereits 2000 Kilometer in den Knochen, als sie am Freitagabend an der Wolfsgrube in ihren schnuckligen Zastava 850 steigen. Das weiße Wägelchen, laut Opstelten mit 31 PS-Motor, ist eine serbi-sche Fiat-Lizenzfertigung aus dem Jahr '83.

Jürgen Heitzmann (M.) von der Fessenbacher Narrenzunft mit Boxenstop-Chef Reiner Klink (L.) und Max Birnbreier, Sportlicher Rallye-Leiter (Foto BZ H. Seller)

 

Auf der Nordseeinsel Föhr sind die beiden gestartet, um über Holland, Belgien, Luxemburg und Paris nach Offenburg zum Start der "StarMaxx"-Rallye zu reisen. Im Fond stapelt sich das Gepäck, auch auf den Vordersitzen kann von Raumgefühl nicht die Rede sein. "Aus Spaß an der Sache", haben sich die beiden Nordfriesen auf den Weg gemacht, um bei der Starmaxx-Rallye dabei zu sein.


Und so geht es allen Teilnehmern, der vom Tübinger "Boxenstop"-Museum ausgerichteten Ausfahrt. Anders als vor gut einer Woche bei der Paul-Pietsch-Classic stehen im "Fahrerlager" neben dem Schützenhaus an der Wolfsgrube kaum sündhaft teure bis unerschwingliche Raritäten. Nein, die teils noch sehr günstig zu bekommenden "Youngtimer" sollen erst noch zum Klassiker werden. Da ist der eckige Passat GT aus Jugendjahren ebenso zu sehen wie der erste Golf GTI, da vermittelt der BMW 635 Freude am Fahren und steht der Käfer neben dem tiefergelegten Opel mit Spoiler. Un da müssen auch diverse Mercedes, ein Camaro oder auch ein Alfa Romeo erst noch das Mindesthaltbarkeitsdatum von 30 Jahren erfüllen, um sich einmal Oldtimer nennen zu dürfen.

Nach Offenburg geholt wurde der Rallye-Start durch Jürgen Heitzmann, Autofreak und Mitglied der Fessenbacher Narrenzunft Rebknörpli, die als erste "Prüfung" für die Rallye-Fahrer ein Scheesenrennen ausrichtet: "Mein Ziel ist es, dass die Fessenbacher Rebknörpli als erste Narrenzunft in einer Autozeitschrift abgelichtet wird", sagt Heitzmann lachend. Die Chancen stünden gut, denn die Zeitschrift "Youngtimer" werde der Rallye einen sechsseitigen Beitrag widmen. Die Teilnehmer kommen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich und schwärmen vom schönen Ausblick an der Wolfsgrube über Offenburg bis zu den Vogesen. Auch Rainer Klink, Gründer des Boxenstop-Museums, ist begeistert und freut sich schon auf die Fahrt über die Zuflucht, "den besten Pass in der Region."


Mit der Rallye soll laut Klink gezeigt werden, dass es nicht immer die teuren Oldtimer sein müssen, sondern auch schon erschwingliche Fahrzeuge "Charakter" haben und gemeinsame Ausfahrten . Er selbst steigt in einen 911-er Carrera, einen der letzten "klassischen" Porsche, dem Klink und seine Frau Ute den Namen "Ballermann" gegeben haben. Ballermann? Klink lacht und sagt in breitem Schwäbisch: "Ja, der ballert noch so richtich schee ins Kreiz nei." Dann geht es im Minutenabstand los in Richtung Schwabenland.

Lasse Opstelten und Jörg Dietz hoffen, dass die Getriebeaufhängung hält, die unterwegs in Belgien schon mal gerissen war – zufällig in der Nähe eine Oldtimer-Schraubers, der unkompliziert half – trotz Vatertags. Und was, außer dem Spaß an der Sache, macht für die Nordfriesen den Reiz an der Rallye aus? Opstelten muss nicht lange überlegen: "Durch die Gegend zu fahren, Sachen zu sehen und Menschen kennenzulernen."

 

Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der BZ vom Di, 04. Juni 2019.

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