"Wir Ortsteilzünfte wurden auch schon als Turnschuhzünfte betitelt"

Badische Zeitung vom 09.02.2019

 

Erstmals seit schier ewigen Zeiten fallen Reblandtreffen und Offenburger Narrentag nicht aufs selbe Wochenende. Ersteres findet an diesem Samstag und Sonntag in Fessenbach statt, Narrentag und anschließendes Jubiläum der Althistorischen Narrenzunft Offenburg am 16. und 17. Februar.


BZ-INTERVIEW: Uli Litterst und seine Fessenbacher Rebknörpli sind am Wochenende Veranstalter des Reblandtreffens / Sonntagnachmittag, 14 Uhr, großer Umzug (Foto: Archivfoto Burgmaier)

 

Über die Gründe und das Treffen überhaupt sprach Hubert Röderer mit Uli Litterst von den Fessenbacher Rebknörpli.

 

BZ: Könnte man die beiden närrischen Events nicht auf Dauer entzerren?

Litterst: Das Reblandtreffen findet zum 38. Mal statt. Der Termin – 14 Tage vor der Fasent – hat Tradition. In diesem Jahr hätte der Termin nicht nur mit dem Offenburger Narrentag kollidiert, sondern auch mit dem großen Umzug der Althistorischen. Wir als diesjähriger Veranstalter sind frühzeitig auf die Althistorische zugegangen, um den Termin zu diskutieren. Wir waren uns einig, dass zwei große Narrentreffen am selben Wochenende keinen Sinn machen. Letztlich haben wir Reblandzünfte uns terminlich bewegt. Wir haben uns beraten und entschieden, den Termin zu verschieben. Wir werden aber ab 2020 auf jeden Fall wieder auf unseren traditionellen Termin gehen.

 

BZ: Wollte man einst mit dem Reblandtreffen einen Kontrapunkt zu den großen Kernstadtzünften setzen?

Litterst: Ende der 70er Jahre wurden einige Narrenzünfte im Rebland gegründet. Bei einem Empfang beim Offenburger Narrentag ist die Idee einer gemeinsamen Fasentveranstaltung im Rebland entstanden. Dieses Gemeinsame, das die Politik nicht immer schafft, das war die Grundidee von uns Narren. Das erste Reblandtreffen fand 1981 in Zell-Weierbach statt. Damals wurde der Umzug nur von den Narrenzünften und Vereinen aus dem Rebland gestaltet. Das hat sich inzwischen geändert. Das Reblandtreffen ist inzwischen ein Anziehungspunkt für viele Narrenzünfte aus Süddeutschland.

 

BZ: Welches sind die Reblandzünfte?

Litterst: Aus Fessenbach die Rebknörpli und Krottestecher, aus Zell Weierbach die Esel und Teufel, aus Rammersweier die Wölfe und Zigiener und aus Ebersweier die Kropfjoggel und Wadeklopfer. Und aus Durbach sind zwei Zünfte dabei, die Winschlotzer und Burgunderhexen und die Wildsaue vum Klingelberg. Insgesamt sind wir rund 300 aktive Narren.

 

BZ: Wer sind denn so die Haupt-Macher? Und was muss denn so alles ganz konkret gemacht werden?

Litterst: Die Haupt-Macher sind die Zunftmeister und Stellvertreter. Wir treffen uns regelmäßig, um das vergangene Reblandtreffen zu analysieren und das nächste Treffen vorzubereiten. Die Reblandzünfte helfen und unterstützen jedes Jahr auch die ausrichtende Narrenzunft mit Helfern und Equipment. Wir gehen jedes Jahr gemeinsam als Reblandzunft zu einem Umzug und beginnen diesen Tag mit einem gemeinsamen Sektempfang. Seit zwei Jahren starten wir im Januar in die Kampagne mit einer gemeinsamen Reblandwanderung zur Wolfsgrube.

 

BZ: Wie werden die Einnahmen bei den reihum wechselnden Treffen aufgeteilt?

Litterst: Natürlich macht man bei einem Reblandtreffen Umsatz, aber die Kosten sind nicht ohne, angefangen mit Gema-Gebühren über Security, Rettungsdienst und Versicherungen bis zu Absperrungen. Jedes Jahr ist eine andere Zunft Ausrichter. Sie wickelt es eigenständig ab, bekommt auch die Einnahmen. Es ist sicherlich bislang noch keine Narrenzunft reich geworden.

 

BZ: Wie viele Besucher werden gezählt?

Litterst: Beim Umzug jedesmal Tausende! Das ist wetterabhängig. Positiv kommt bei den Gästen auch an, dass sie immer sehr gut versorgt werden. Wenn ich nur wieder sehe, was die Fessenbacher Vereine diesmal kulinarisch anbieten, von Mohrenkopfweck bis Kesselfleisch...

 

BZ: …und wie viele Besucher sind es gewöhnlich am Vorabend?

Litterst: Auch sehr viele. In der Reblandhalle findet diesmal der Brauchtumsabend statt. Das Programm wird von den sechs Reblandzünften gestaltet und bietet Showtänze, Sprech- und Gesangsbeiträge. Hier kommt so einiges aus dem Rebland ans Tageslicht, man nimmt sich gegenseitig gut auf die Schippe. Gleichzeitig findet auf dem Parkplatz und dem Schulhof eine große Narrenparty statt. Es ist für jedermann etwas dabei, DJ Crazy Pee lädt zudem zur Schlagerparty. Ach ja, noch was: Ursprünglich hat das Ordnungsamt der Stadt verordnet, dass am Samstagabend in den Zelten spätestens um 24 Uhr Schluss sein muss. Das passt doch nicht zu einer einer Fasentveranstaltung. Auf meine Nachfrage, wie denn das beim Narrentreffen in Offenburg gehandhabt wird, wurde mir gesagt, dass es dort eine Ausnahmegenehmigung bis 2 Uhr gibt. Nach unseren Einsprüchen wurde die Verantwortung vom Ordnungsamt an die Ortsverwaltung gegeben. Ist das fair? Die Ortsverwaltung genehmigt uns jetzt ebenfalls bis 2 Uhr.

 

BZ: Seit Jahren weisen die Ortsteilzünfte immer wieder darauf hin, dass es nicht nur in der Innenstadt potente Zünfte gibt, sondern auch in den Ortsteilen. Fühlen die sich als Zünfte zweiter Klasse?

Litterst: Zünfte zweiter Klasse würde ich nicht sagen, aber wir wurden in der Vergangenheit doch schon als Turnschuhzünfte betitelt. Das ’Offenburger Narrenbündnis’ hat sich zusammengetan, um Werbung für die Fasent in den Ortsteilen zu machen. Dort wird eine urige, traditionelle Fasent gemacht. Darauf wollen wir gemeinsam aufmerksam machen. Wir kommen ja am Narrentag auch in die Kernstadt. Ich glaube, ohne die Stadteilzünfte gäbe es den Offenburger Narrentag nicht.

 

BZ: Sie als Moderator des Scheeserennens sind seit Jahren mittendrin im Narrentag. Werden Sie auch beim kommenden zu hören sein?

Litterst: Natürlich werden die Fessenbacher Rebknörpli wieder das Scheeserennen veranstalten und ich es moderieren. Das macht einfach Spaß. Es ist eine Attraktion des Narrentags. Seit 1990 veranstalten wir es. Diesmal gibt es ein ’Blaulicht-Scheeserennen’.

 

Zur Person: Uli Litterst ist 57, verheiratet, zwei Kinder, seit 1992 Zunftmeister der Narrenzunft Rebknörpli Fessenbach.

 

Autor: Hubert Röderer

Druckversion | Sitemap
© Narrenzunft Rebknörpli Fessenbach